Erfolgreiche Kommunikation in 1:1 Gesprächen
Gute Kommunikation ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg, schafft ein harmonisches Miteinander und hilft, Konflikte zu vermeiden. Um Ihre Kommunikation zu verbessern und auch schwierige Gespräche ruhig und erfolgreich führen zu können, helfen einige wenige Grundkenntnisse und Techniken – der Effekt, den Sie erzielen können, ist dafür um so größer!
Es ist nicht nur wichtig, was wir sagen, sondern auch wie wir es sagen!
Im Folgenden möchten wir Ihnen „5 Schlüssel“ in Form von Methoden und Informationen als Anregungen anbieten.
Kommunizieren Sie so, dass das was Sie sagen Gehör findet!
1. Wie kommunizieren wir selbst? Worauf basiert unsere individuelle Art zu kommunizieren?
Unsere Kommunikation basiert auf unserer Sicht der Welt – unseren Werten, unserer Kultur, unseren Vorstellungen, unseren Erfahrungen, unserem erlernten Wissen. Wenn wir uns über ein Thema unterhalten, ist das, was wir sagen und wovon wir überzeugt sind, immer abgeleitet aus dieser eigenen Sicht der Welt.
Da sich individuelle Werte, Kulturen, Vorstellungen, Erfahrungen und Wissen von Mensch zu Mensch deutlich – mal mehr mal weniger – unterscheiden, unterscheidet sich auch zu einem unterschiedlichen Ausmaß unsere Sicht auf die Welt und damit unsere Kommunikation.
Wenn wir mit einer Person kommunizieren, die ähnliche Werte und Erfahrungen und Vorstellungen hat wie wir, überlappen unsere Ansichten zu einem bestimmten Teil. Wir sind uns einig, die Kommunikation ist leicht und wir empfinden unser Gegenüber als angenehmen, einfachen Gesprächspartner.
Wenn aber die Ansichten der anderen Person sich deutlich von unseren eigenen unterscheiden, wird es schwierig. Man redet entweder konstant aneinander vorbei, da jeder in seine Richtung redet oder es kommt zu Konflikten.
Um in diesen Fällen erfolgreich zu kommunizieren, gibt es zwei Möglichkeiten:
- Man erweitert seinen „Horizont“: das geschieht durch Lernen, neue Erfahrungen sammeln und den Versuch, andere Standpunkte zu verstehen.
- Man sucht nach den Punkten, an den man zumindest anknüpfen kann und akzeptiert, dass man sich ansonsten nicht einig ist.
Der erste und wichtigste Schritt in der Kommunikation mit Menschen, deren Sicht der Welt sich stark von der unseren unterscheidet, ist, sich bewusst zu machen, dass jeder Mensch aufgrund seiner individuellen Werte, Erfahrungen, Erziehung und seines erlernten Wissens seine eigenen Ansichten hat und vollkommen zu Recht von diesen Ansichten ebenso überzeugt ist, wie wir von unseren.
Durch diese Akzeptanz eröffnen sich neue Möglichkeiten aufeinander zuzugehen – oder sich darüber einig zu sein, in bestimmten Punkten andere Sichtweisen zu haben und diese Differenz zu akzeptieren.
Akzeptanz und Toleranz konträrer Meinungen ist Schlüssel # 1 zu erfolgreicher Kommunikation.
Literaturempfehlungen: basierend auf Vera F. Birkenbihl: Probleme in der Kommunikation – „Inselmodell“
2. Auf Augenhöhe kommunizieren
Die Akzeptanz anderer Sichtweisen, auch wenn wir diese absolut nicht teilen, hilft uns dabei, auf Augenhöhe zu kommunizieren.
Oftmals scheitert ein Gespräch daran, dass eben diese Augenhöhe fehlt, wenn z.B. ein Gesprächspartner sich als seinem Gegenüber überlegen ansieht und von oben herab, belehrend oder ungefragt kümmernd auftritt. Der andere Gesprächspartner reagiert entweder abwehrend oder unterwürfig. Es kommt zum Streit oder zum Rückzug eines Gesprächspartners, obwohl er/sie nicht überzeugt ist. In beiden Fällen ist die Kommunikation gescheitert und es konnte keine nachhaltige Einigung erzielt werden.
Eine Kommunikation auf Augenhöhe basiert auf gegenseitiger Akzeptanz. Sie bleibt faktisch und beleuchtet neutral die Pros und Cons beider Seiten. Beide Gesprächspartner fühlen sich verstanden und anerkannt, eine Abwehrhaltung oder ein Rückzug, nur um den Konflikt zu umgehen, wird vermieden und eine Lösungsfindung wird möglich.
Achten Sie auf die Dynamik in Gesprächen: Die Rollen des dominanten oder des zurückhaltenden Gesprächspartners werden situativ oft unbewusst eingenommen! Sie sind in unterschiedlichen Ausprägungen in allen Gesprächen vorhanden, weil jeder Mensch diese Elemente in sich trägt!
Formulierungen wie „Du musst es so und so machen! “ oder „Es ist doch Jedem klar, dass… “ sind klassische Merkmale für die Rolle das Belehrenden, „Ich wollte ja nur helfen!“ ebenfalls, unter dem Deckmantel des Kümmerns. „Ich mache es aber trotzdem anders!“ und „Wenn Du meinst, probiere ich es wohl mal… “ deuten auf Abwehr oder Rückzug hin.
Die innere Haltung Ihrem Gesprächspartner gegenüber und die Wortwahl können die Nuancen sein, die entscheiden, ob eine Kommunikation gut läuft oder nicht!
Die Grundannahme „Ich bin ok – Du bist ok“ als Basis und ein geschärftes Bewusstsein bezüglich der Rolle, die wir in einem Gespräch einnehmen sind Schlüssel # 2 für eine erfolgreiche Kommunikation.
Literaturempfehlungen: basierend auf Eric Berne „Spiele der Erwachsenen“ – Transaktionsanalyse
3. Flexiblere Kommunikation „no-go“ Wörter vermeiden
„Immer kommst Du zu spät!“, „Nie hörst Du mir zu!“, „Du musst das jetzt erledigen!“, „Ja, aber… „
Formulierungen wie diese sind zum einen wahrscheinlich nicht wahr und lösen zum anderen eine sofortige Verteidigungshaltung aus. Einmal im Angriff-Verteidigungsmodus angekommen, ist es schwierig, eine Kommunikation wieder in positive Bahnen zu lenken.
Versuchen Sie nach Möglichkeit übermäßige Verallgemeinerungen zu vermeiden und Ihre Wortwahl „softer“ zu gestalten.
„Es wäre schön, wenn Du….“ klingt deutlich besser als „Du musst….“. „Das ist so und so…“ ist härter als „Ich denke, es ist so und so….“.
„Ja, aber“ + Gegenargument ist eine schlecht getarnte Abwehr. „Ja, und“ + Ergänzung ist verbindend. Diese Formulierung wischt nicht eine Aussage vom Tisch um sie mit einer anderen zu ersetzen. Man baut auf der vorherigen Aussage auf, auch wenn die folgende Ergänzung recht stark abweicht oder eine neue Perspektive schafft.
Allein dieser kleine Schritt ändert Ihre Sichtweise. Ihr Gegenüber wird offener für Ihre Meinungen und Argumente sein.
Formulierungen, die nicht unrealistisch verallgemeinern und eine Wortwahl die eine weniger „absolute“, starre Haltung signalisiert sind Schlüssel # 3 für eine erfolgreiche Kommunikation.
4. Trennung von „Tat und Täter“
Wenn wir andere Menschen kritisieren, geschieht dies oft auf der Identitätsebene und nicht auf der Sachebene. Aussagen wie „Du bist unordentlich!“ , „Du bist langsam!“ sind Äußerungen über die vermeintliche Identität einer Person und überzogene Verallgemeinerungen. Ist ein Kind, das sein Zimmer nicht aufräumt, dafür aber seine Schulsachen tip top in Ordnung hat, ein unordentlicher Mensch? Nein, es hat nur sein Zimmer in Unordnung.
Es ist wichtig, darauf zu achten „Tat“ von „Täter“ also die Person von der Sache/ der Aktivität zu unterscheiden.
Speziell im Bereich des Kindercoachings ist dies ein wichtiges Thema:
Ein Kind, dass immer wieder hört „Du bist unordentlich“, nimmt „unordentlich“ und „langsam“ als festen Bestandteil seiner Identität auf und könnte Glaubenssätze wie „Ich bin unordentlich und langsam, daher bin ich schlechter als andere.“ entwickeln. Mit dieser Überzeugung erscheint es dem Kind unmöglich, etwas zu ändern und es fühlt sich in diversen Situationen seinen Mitschülern unterlegen.
Es sind Glaubenssätze wie diese, die uns noch als Erwachsene in unserer Entwicklung einschränken, unser Selbstbewusstsein untergraben und Selbstzweifel schüren.
Da diese Überzeugungen tief in unserem Unterbewusstsein verankert sind, sind wir uns dieser Glaubenssätze als Ursache innerer Blockaden kaum bewusst. Erst wenn wir aktiv anfangen, den Ursachen auf den Grund zu gehen, können diese vielfach schlichtweg falschen oder nicht mehr relevanten und überzogenen Überzeugungen in Bewusstsein gerückt und abgebaut werden.
Kritik sowie Lob auf der Identitätsebene sind moralische Urteile und damit in beide Richtungen überzogen.
Ob Sie kritisieren oder loben – bleiben Sie auf der Sachebene: dies ist Schlüssel # 4 zu erfolgreicher Kommunikation.
Literaturempfehlungen: Robert B. Dilts „Die Veränderung von Glaubenssystemen“ / Stefanie Stahl „Das Kind in Dir muss Heimat finden“
Mehr zum Thema „Glaubenssätze – Innere Blockaden erkennen und abbauen“ folgt Im Fokus“ Thema!
5. Konflikte vermeiden und Gehör finden – auch bei Kritik
Nicht nur was wir sagen, sondern auch wie wir etwas sagen ist entscheidend. Kritik, die durch Worte wie „nie“ oder „immer“ zu stark verallgemeinert, löst unweigerlich Abwehr aus, ebenso wie verurteilende Sprache. Die Wahrscheinlichkeit, dass das angesprochene Problem gelöst wird, geht gegen Null.
Um effektiv zu kommunizieren und zu erreichen, dass unsere Anmerkungen, Wünsche, Kritik oder Standpunkte bei unserem Gegenüber wirklich Gehör findet, brauchen wir eine Sprache, die verbindet anstatt Fronten zu bilden.
Ein Beispiel:
Ein Mitarbeiter kommt wiederholt zu spät zu Meetings. Sie sind verärgert, weil Sie und Ihr Team dadurch Zeit verlieren und länger arbeiten müssen. Desweiteren empfinden Sie das Verhalten des Mitarbeiters als respektlos.
Anstatt nun verurteilende und unkonkrete Kritik zu üben und Widerstand zu provozieren – „Sie kommen ständig zu spät. Das ist unverschämt und respektlos. Ich erwarte Pünktlichkeit in Meetings, also bitte halten Sie sich daran!“ schildern Sie möglichst konkret und neutral die eigene Beobachtung:
Was genau ist wann passiert?
„In unserem Team-Meeting letzte Woche, in der Besprechung mit dem Abteilungsleiter am Montag und im Team-Meeting diese Woche, sind Sie jeweils ca. 10 Minuten zu spät erschienen.“ ist eine konkrete Beobachtung und für Ihren Mitarbeiter nachvollziehbar.
Teilen Sie ihm nun mit, was die Situation bei Ihnen für ein Gefühl auslöst: Sie ärgern sich! Versuchen Sie das Gefühl so genau wie möglich zu benennen – es ist ein Unterschied, ob Sie irritiert sind, traurig sind, sich ärgern oder vor Wut platzen könnten!
Desweitern steht hinter dem Gefühl ein Bedürfnis, welches durch die Situation nicht erfüllt wird. Dies ist Ihr Hauptgrund dafür, die Situation anzusprechen. Warum also soll die Situation geändert werden?
…weil Sie sich nicht respektiert fühlen und weil Sie es als unfair empfinden, wenn andere Mitarbeiter durch die Verspätung länger arbeiten müssen.
Respekt, Fairness, Gerechtigkeit sind die Bedürfnisse, die durch das Verhalten des Mitarbeiters verletzt werden.
Bleiben Sie rein bei Ihren eigenen Wahrnehmungen, Gefühlen und Bedürfnissen und teilen Sie diese Ihrem Mitarbeiter mit:
„In unserem Team-Meeting letzte Woche, in der Besprechung mit dem Abteilungsleiter am Montag und im Team-Meeting diese Woche, sind Sie jeweils ca. 10 Minuten zu spät erschienen. Das ärgert mich, da somit das ganze Team Zeit verliert und länger bleiben muss. Respekt und Fairness sind mir sehr wichtig. Könnten Sie bitte Ihren Teil dazu beitragen und pünktlich zu den Meetings erscheinen?“
Am Schluss steht eine klare, positiv formulierte Handlungsbitte. Sagen Sie nicht, was Sie nicht möchten – sondern äußern Sie klar, was genau Sie möchten!
Durch die konkrete Beobachtung, sowie die Schilderung, was die Situation bei Ihnen auslöst und warum Sie Ihren Mitarbeiter um die klar benannte Handlung bitten, wird Ihr Wunsch nachvollziehbar und die Chance auf Erfolg steigt!
Die 4 Schritte:
- Beobachtung
- Gefühl
- Bedürfnis
- Bitte
sind die Elemente der Technik der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg.
Das Ziel ist eine empathische, verbindende Sprache, die es möglich macht, Kritik zu äußern ohne Konflikte zu erzeugen.
Die „Gewaltfreie Kommunikation“ ist daher Schlüssel # 5 zu erfolgreicher Kommunikation – und eines der wichtigsten Instrumente in den Bereichen Konfliktmanagement und Mediation.
Literaturempfehlungen: basierend auf Marshall B. Rosenberg – Gewaltfreie Kommunikation
Wir hoffen, unsere 5 gewählten „Schlüssel“ haben Ihnen gefallen und Sie können Sie in Ihrer Kommunikation nutzen. Alle neuen Techniken brauchen Übung – niemand kommuniziert in jeder Situation mit der perfekten Wortwahl. Allein das Bewusstsein bezüglich dieser „Schlüssel“ ist es, was hilft, schwierige Gespräche im Vorfeld optimal vorzubereiten oder in Gesprächen zu erkennen, warum es vielleicht gerade nicht so klappt – und dies aktiv zu ändern!
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